Loslassen, zur Ruhe kommen, eintauchen in die Stille, die Kraft der Natur tanken, die Schönheit erkennen, inneren Frieden spüren… tönt langweilig?
„Ich bin ja so im Stress“ – ein derart häufig geäusserter Satz, dass ihn auch schon Kinder nachplappern – suggeriert, dass wir wichtig und anerkannt sind. Weiteres Ansehen erhalten wir, wenn wir neben unserem Beruf auch eine erfolgreiche Beziehung pflegen und aufsehenerregende Hobbies ausüben.
Natürlich wissen wir inzwischen, dass positiver Stress unsere Leistungsfähigkeit fördert und ein angenehmes Gefühl hinterlässt, wenn wir etwas Tolles geschafft haben. Wenn wir uns jedoch keine Erholungsphasen mehr gönnen, macht Stress krank.
Einfach mal faul sein, die Seele baumeln lassen und Nichts tun – dies ist in unserer heutigen Leistungsgesellschaft nicht mehr „in“. Langeweile ist DAS Schreckensgespenst schlechthin. Dass aber Langeweile und Monotonie erst neue Kraft und Kreativität zutage bringen, wird gerne ignoriert.
Haben Sie auch schon die Wirkung von sogenannten Kraftorten mit allen Sinnen erlebt? Ein unbeschreiblich wohltuendes Gefühl. Man erlebt alles intensiver – Licht, Wärme, Ruhe – und ist sich selbst sehr nah.
Letzte Woche gönnte ich mir eine Auszeit im Engadin und liess mich von der Natur verzaubern. Es war ein wertvoller Akt des Entschleunigens. Ein grosses Bedürfnis, das mich immer mal wieder heimsucht.
Das Handy im Flugmodus, keine verbindlichen Termine wahrnehmen, keine sonstigen Verpflichtungen haben, in ein Buch eintauchen – ich gebe zu, in den ersten Stunden befiel mich noch immer das bekannte Kribbeln, doch irgendetwas Sinnvolles leisten zu müssen… Aber nach nund nach stellte es sich ein, dieses glückliche Gefühl.
Ich versuchte, aufmerksam und achtsam der Natur zu begegnen. Ich konzentrierte mich auf das Atmen und die gleichmässigen Bewegungen beim Wandern – ein für mich meditativer Vorgang. Und so spürte ich den intensiven, wohltuenden Austausch mit der Natur.
Rückblickend kann ich bestätigen, dass ich mit viel frischer Energie und kreativen Ideen wieder in den Alltag zurückgekehrt bin.
Im Sinne unserer persönlichen Zufriedenheit, Gesundheit und Kreativität wünsche ich uns allen von Zeit zu Zeit solche „langweiligen“ Auszeiten, um zurück zu uns selbst zu kommen.
Herzlich,
Ihre
Gabriela Heller