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Intuition

26. September 2019

Haben Sie auch schon einmal erlebt, dass eine Bewerberin zur Tür hereinkommt und Sie unvermittelt spürten „Die passt ideal“ oder eben „Die wird es wohl nicht“? Die meisten Führungskräfte kennen dieses Bauchgefühl, welches man als Intuition bezeichnet.

 

Auf den Spuren der Intuition

Bauchgefühl, Geistesblitz, innere Anschauung, gefühltes Wissen – was genau ist eigentlich Intuition? Eine einheitliche Definition gibt es leider nicht.

Trotz häufig richtigem Bauchgefühl sehen wir uns oftmals veranlasst, vor allem objektive, emotionslose Gründe zu liefern, weshalb unsere Wahl für oder gegen eine Bewerberin ausfällt. Meine Erfahrungen zeigen, dass Emotionen im wirtschaftlichen Umfeld leider noch immer (zu) wenig Bedeutung haben.

Rational, logisch begründet, sachlich – so mussten in den letzten Jahrzehnten vor allem im wirtschaftlichen Kontext Entscheidungen getroffen werden. Alles andere wurde als Gefühlsduselei, zu wenig begründbar oder gar esoterischer Unsinn abgetan.

Auch heute noch ist diese Haltung bei Führungskräften anzutreffen. Sie ignorieren die 50jährigen naturwissenschaftlichen Ergebnisse der Forschungsarbeit zum Thema Intuition. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung, eigene Emotionen und Körperreaktionen als wichtige und wertvolle Informationen bei Entscheidungen hinzuzuziehen.

 

Intuition im Alltag – ein Beispiel

Wenn wir eine Traube essen, finden wir sie süss oder sauer, knackig oder weich, kernarm oder kernreich. Spontan entscheiden wir, ob wir mehr davon wollen oder nicht. Dass gleichzeitig die Sonne scheint, ein Flugzeug über unseren Kopf fliegt, ein laues Lüftchen durch den Garten rauscht oder ein Kiesel im Schuh drückt, registrieren wir vielleicht ganz nebenbei.

Macht uns aber eine Wespe die Trauben streitig, bekommen wir vom Geschmack nur noch wenig mit und von all dem, was um uns herum geschieht so gut wie gar nichts mehr. Weshalb ist das so?

 

Wahrnehmungskapazität ist begrenzt

Die Kapazität unserer bewussten Wahrnehmung ist sehr gering. Unser Gehirn nimmt zwar pro Sekunde Informationen mit einem Volumen von elf Millionen Bit auf, kann aber lediglich 40 Bit bewusst verarbeiten.

Die gewaltige Menge an nicht verarbeitetem Datenmaterial wandert ins Unbewusste. Dort hält es sich bereit, um uns bei Bedarf Lösungen anzubieten, Entscheidungshilfen zu geben oder Auswege aus Konfliktsituationen aufzuzeigen.

 

Auf Unbewusstsein zugreifen

Um an diese wertvollen unbewussten Inhalte zu kommen, müssen wir (lernen) auf Impulse zu achten, die wir laufend aus unserem Unbewussten erhalten. Beispielsweise aufflackernde Gedanken, vage Ideen oder körperliche Signale.

Diese Impulse können Gedanken sein im Sinne von „diese Entscheidung fühlt sich richtig an; bei diesem gescheiterten Projekt hatte ich schon lange ein ungutes Gefühl; diese Mitarbeiterin kann sich gut entwickeln; diese Idee wird ein Erfolg…“.

Fallen Wissen, Wahrnehmung und Emotionen zusammen, ohne dass sofort eine rationale Begründung vorhanden ist, kann man von Intuition sprechen. Dabei werden viele Detailinformationen aus der Ratio (Bewusstsein) und den Emotionen zu einem Gesamtbild zusammengefasst.

 

Innerer Coach

Die Intuition könnte man sozusagen als super intelligenten inneren Coach bezeichnen, der die Welt mit elf Millionen Bit pro Sekunde wahrnimmt und verarbeitet. Ihn zu ignorieren und sich allein auf das rationale Bewusstsein zu verlassen bedeutet hingegen, sich mit 40 Bit zufrieden zu geben.

Übrigens, mit der Focusing-Methode (begründet von Eugene T. Gendlin, Psychologe und Philosoph) kann man mit diesem inneren Coach in Verbindung treten. Dazu folgender Literaturtipp: Diana von Kopp. Focusing. Die Sprache der Intuition. Springer essentials, Wiesbaden 2015.

 

Intuition in der Arbeitswelt

heisst vor allem Freiraum schaffen für Innovation und Kreativität.

Wer intuitiv wahrnehmen kann was Menschen bewegt, ist in der Lage spontan bessere, kreativere Lösungen zu finden, besser auf Mitarbeitende einzugehen, Spannungen im Team früher zu erkennen uvm.

 

Ich wünsche Ihnen viel Mut, vermehrt Ihrem Bauchgefühl zu vertrauen und Ihre eigenen Emotionen und Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen.

 

Herzlich,

Ihre
Gabriela Heller