Der Sommer bringt Sonne, Leichtigkeit – und mitunter auch aufgeheizte Stimmungen. Gerade in dieser Jahreszeit, wenn Teams urlaubsbedingt unterbesetzt sind, Deadlines näher rücken oder Projekte vor der Sommerpause abgeschlossen werden sollen, steigt das Konfliktpotenzial. Für Führungskräfte bedeutet das: Jetzt ist es besonders wichtig, kommunikativ souverän zu bleiben – auch wenn die Emotionen hochkochen.
Doch wie gelingt das? Wie bleibst du in emotional angespannten Momenten ruhig, klar und präsent – ohne in alte Reaktionsmuster zu verfallen? Die Antwort heisst: Hitzebeständige Kommunikation.
Ein Fall aus der Praxis: Das spontane Meeting wird zur Stressfalle
Anna ist Teamleiterin in einem mittelgrossen Unternehmen. In einem spontanen Meeting kritisiert ein Teammitglied deutlich hörbar, dass „mal wieder alles auf den letzten Drücker kommt“. Die Stimmung ist angespannt, andere Mitarbeitende nicken zustimmend. Anna spürt, wie sich in ihr Widerspruch regt. Sie ist selbst gestresst – ihre erste Reaktion wäre ein scharfer Kommentar. Doch sie entscheidet sich bewusst anders.
Sie atmet tief durch, nickt leicht und sagt ruhig:
„Ich merke, dass da gerade viel Frust im Raum ist – danke fürs Ansprechen. Lasst uns kurz einen Schritt zurücktreten und schauen, wo der Druck gerade herkommt.“
Mit diesem Satz schafft sie Raum. Statt Rechtfertigung folgt Klärung. Das Gespräch wird konstruktiv – weil Anna in diesem Moment nicht Öl ins Feuer giesst, sondern den Brand löscht, bevor er sich ausbreitet.
🧭 Was du von Anna lernen kannst: 3 Prinzipien hitzebeständiger Kommunikation
1. Erkenne, wenn es heiss wird – bei dir und anderen
Bevor Kommunikation eskaliert, sendet sie Signale: Tonfall, Körpersprache, Trigger-Worte. Beobachte dich selbst: Wann steigt deine „innere Temperatur“? Wo verlierst du deine Klarheit?
🛠 Mini-Übung:
Führe ein „Temperatur-Tagebuch“. Bewerte am Tagesende 1–10, wie ruhig oder aufgebracht du in Gesprächen warst. Was hat dich getriggert? Wie hättest du anders reagieren können?
2. Cool bleiben ist trainierbar – Selbstführung vor Gesprächsführung
Je besser du dich selbst regulieren kannst, desto souveräner führst du auch andere. Pausen, bewusste Atmung und innere Klarheit wirken oft stärker als das gesprochene Wort.
🧘♂️ Quick-Win für hitzige Momente:
- 3 tiefe Atemzüge nehmen
- Konzentriere dich auf deine Füsse und erde dich
- Innerlich sagen: „Ich muss jetzt nicht reagieren. Ich darf erst denken.“
Diese wenigen Sekunden verändern oft die gesamte Gesprächsdynamik.
3. Spreche klar UND empathisch
Hitzebeständige Kommunikation heisst nicht: kühl sein. Im Gegenteil – zeige Haltung, aber bleibe verbunden.
Beispiel: „Ich nehme wahr, dass du gerade sehr deutlich wirst – das zeigt, wie wichtig dir das Thema ist. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir damit umgehen können.“
Das wirkt deeskalierend – ohne Konflikte zu ignorieren.
📦 Was tun, wenn…? – Weitere Beispiele aus dem Führungsalltag
Manche Situationen lassen sich nicht vermeiden – aber gestalten. Hier findest du weitere Praxisbeispiele, wie du auch im direkten Kontakt kommunikativ souverän bleibst:
1. Praxisbeispiel: Konflikt im Jour Fixe – „Sie hören mir nie zu!“
Im wöchentlichen Teammeeting meldet sich ein Kollege zu Wort, sichtlich gereizt:
„Ich sag das jetzt schon zum dritten Mal, aber Sie hören mir ja sowieso nie richtig zu!“
Die Führungskraft ist überrascht, fühlt sich persönlich angegriffen – der Impuls: Verteidigung. Doch sie entscheidet sich für aktives Zuhören:
„Ich merke, dass dich das Thema stark beschäftigt. Danke, dass du es nochmal ansprichst. Lass uns kurz innehalten: Was genau ist dir wichtig, was bisher nicht gehört wurde?“
➡️ Durch Anerkennung der Emotion des Gegenübers – statt Gegenwehr und Rechtfertigung – entsteht Verbindung.
➡️ Das Meeting wird zum echten Gespräch – nicht zur Konfrontation.
2. Praxisbeispiel: Konstruktives Feedback – trotz eigener Erschöpfung
Eine Führungskraft plant ein Feedbackgespräch mit einer Mitarbeiterin, die durch eine schwierige Phase geht. Am Tag des Gesprächs ist die Führungsperson selbst übermüdet, gereizt, und merkt, dass ihre innere Haltung genervt statt wohlwollend ist.
Statt wie geplant direkt ins Gespräch zu gehen, nimmt sie sich fünf Minuten Zeit für eine kurze Selbstklärung:
- Was ist mein Ziel?
- Welche Energie möchte ich in dieses Gespräch bringen?
- Was braucht die andere Person von mir – und was kann ich geben?
➡️ Ergebnis: Die Führungsperson tritt nicht in den Dialog mit negativer Stressenergie, sondern mit bewusster Präsenz.
3. Praxisbeispiel: Kritik im Einzelgespräch – „So kann ich nicht mehr arbeiten“
Ein Mitarbeiter bittet kurzfristig um ein persönliches Gespräch. Im Sitzungszimmer sagt er gleich zu Beginn, sichtlich aufgebracht:
„Ich sag’s ehrlich und direkt: So wie es aktuell läuft, kann ich nicht mehr arbeiten. Es wird zu viel – und ich fühle mich komplett allein gelassen.“
Die Führungskraft ist zunächst überrumpelt. Sie hätte mit einem normalen Austausch gerechnet – nicht mit einem Alarmzeichen. Ihr Puls steigt, sie fühlt sich sofort im Zugzwang. Doch statt in Rechtfertigung zu gehen, bleibt sie ruhig:
„Danke, dass du das so offen ansprichst. Ich sehe, dass dich das stark belastet. Lass uns gemeinsam schauen, was genau gerade zu viel ist – und wie ich dich besser unterstützen kann.“
➡️ Mit dieser Haltung öffnet sie einen Raum für ehrliches Feedback, ohne sich zu verteidigen.
➡️ Sie signalisiert Präsenz, Zuhören und Lösungsorientierung – auch in einer emotional geladenen Situation.
Jetzt bist du an der Reihe :-).
🎯 Sommer-Reflexion: Wie gehst du mit kommunikativer Hitze um?
Der Sommer ist eine Einladung zum Innehalten. Nutze diese Zeit, um deine Kommunikationsmuster zu reflektieren:
- Reagierst du impulsiv oder bewusst?
- Bist du in Stresssituationen eher angriffslustig oder vermeidend?
- Und wie könntest du in Zukunft klarer UND gelassener sprechen?
Fazit: Kommunikationskultur beginnt bei dir
Hitzebeständige Kommunikation ist keine Technik – sie ist eine innere Haltung. Eine Verbindung aus Selbstwahrnehmung, innerer Klarheit und empathischer Gesprächsführung. Wer diese Haltung kultiviert, wird nicht nur im Sommer souveräner führen, sondern das ganze Jahr hindurch.
Lust auf mehr Führung mit innerer Klarheit?
Wenn du lernen möchtest, wie du auch in fordernden Situationen präsent, souverän und wirksam kommunizierst, begleite ich dich gern auf diesem Weg – im massgeschneiderten Einzel-Coaching Kommunikation Quick Win oder Intensiv-Coaching Leadership Quick Win beleuchten wir deine ganz persönliche Fragestellung. Melde dich einfach bei mir – ich freue mich auf dich.
Herzlich,
Gabriela Heller