In Gedanken schon im nächsten Meeting – und prompt verpassen wir das, was unser Gegenüber gerade gesagt hat. Kommt Ihnen dies bekannt vor? Das muss nicht sein, wenn wir lernen, richtig zuzuhören.
Das grösste Problem in der Kommunikation ist,
dass wir nicht zuhören, um zu verstehen.
Wir hören zu, um zu antworten.
Marshall B. Rosenberg
Aktiv zuhören – der Schlüssel zu echter Kommunikation
Aktives Zuhören ist mehr als nur eine Technik – sofern wir uns auf dieses Vorhaben einlassen.
Aktives Zuhören ist eher als Grundhaltung zu verstehen, indem wir unserem Gegenüber mit echtem Interesse und Wertschätzung begegnen. Das bedeutet, dass wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit schenken und unsere eigenen Wünsche, Urteile, Meinungen und Erwartungen in den Hintergrund rücken.
10 Ideen für eine gelingende Umsetzung
1. Sich Zeit nehmen
Zeitdruck verhindert, dass wir uns auf unser Gegenüber einlassen. Haben wir wenig Zeit, ist es besser, ein anderes Zeitfenster zu suchen.
2. Echtes Interesse zeigen
Blickkontakt halten und auf eine zugewandte Körperhaltung achten. Aktiv hinhören umfasst:
- wiedergeben, was das Gegenüber sagt
=> mit eigenen Worten Kernaussagen wiederholen („Ihre Botschaft war …“) - Rückmeldung geben durch zustimmende Laute oder Ähnliches
=> „ja“, „aha“, anschauen, nicken - Anteilnahme an den Gefühlen des Andern zeigen
=> „Das ist wirklich ärgerlich …“
3. Eigene Meinung zurückhalten
Unser Gegenüber steht im Zentrum – nicht wir. Es ist unangebracht, von uns selbst zu erzählen.
4. Nachfragen
Wenn wir etwas nicht verstehen oder etwas zu allgemein formuliert ist: Nachfragen. Beispielsweise «Können Sie mir ein konkretes Beispiel nennen, damit ich nachvollziehen kann, worum es geht…».
5. Offene Fragen stellen
Auch offene Fragen (W-Fragen) tragen zum besseren Verständnis bei. So könnte z.B. nachgefragt werden «Warum haben Sie sich nicht wohlgefühlt?».
6. Gegenüber aussprechen lassen
Wir neigen dazu, einander ins Wort zu fallen und nicht aussprechen zu lassen. Beobachten Sie sich dazu einmal selbst… Deshalb ist es wichtig, das Gegenüber aussprechen zu lassen und Sprechpausen auszuhalten. Diese sind für das Nachdenken des Sprechenden wichtig.
7. Keine Ablenkungen
Wir schenken unserem Gegenüber Aufmerksamkeit – dies bedeutet auch, sämtliche Störquellen (Mobile etc.) auszuschalten.
8. Während des Gesprächs nicht über eigene Antworten nachdenken
Sobald wir uns mit unseren eigenen Gedanken und Antworten befassen, sind wir nicht mehr aufmerksam. Es geht in erster Linie darum, sich auf das Gesagte unseres Gegenübers zu konzentrieren.
9. Nicht beurteilen
Schon früh lernen wir, Situationen schnell zu beurteilen – wie beispielsweise das Einschätzen von Gefahren. Was uns das Überleben sichern kann, steht uns beim Aktiven Zuhören jedoch im Weg.
10. Keine Ratschläge erteilen
Kennen Sie die Aussage «Ratschläge sind Schläge»? Vielleicht haben Sie auch schon einen ungefragten, gut gemeinten Ratschlag erhalten? War dies angenehm? Wahrscheinlich nicht, denn es funktioniert nicht, wenn wir unsere eigenen Ideen jemandem unaufgefordert überstülpen. Das Gegenüber blockt ab und zieht sich zurück.
Fazit: Aktives Zuhören signalisiert echtes Interesse, schafft Vertrauen und eine solide Basis zum besseren gegenseitigen Verständnis.
Wichtig: Beim Aktiven Zuhören geht es darum, die Sicht des Gegenübers einzunehmen und zu verstehen – was jedoch nicht automatisch bedeutet, gleicher Meinung zu sein!
Spitzen wir unsere Ohren und üben uns in der Kunst des Zuhörens. Eine wenig verbreitete Eigenschaft in Zeiten der Selbstdarstellung. Sie werden schnell erkennen, wie wertvoll diese Kunst sein wird.
Herzlich,
Gabriela Heller