Sich selbst mitfühlend behandeln? Das klingt selbstverständlich – ist es aber nicht. Viele Menschen fordern zu viel von sich oder gehen zu hart mit sich ins Gericht. Doch eine mitfühlende Haltung kann man sich aneignen.
Gut zu sich, gut zu anderen
Sich selbst eine gute Freundin oder ein guter Freund sein, hat nichts mit Egoismus zu tun – im Gegenteil. Denn wer einen nachsichtigen und liebevollen Umgang mit sich pflegt, behandelt auch andere Menschen so.
Selbstoptimierung vs. Selbstfürsorge
Die Ratgeberliteratur hält unzählige Tipps und Tricks für uns bereit, wie wir noch fitter werden, noch mehr «Me Time» haben, noch effizienter arbeiten, noch bessere Leistungen abrufen etc. Doch Vorsicht, dabei handelt es sich um Selbstoptimierung.
Bei der echten Selbstfürsorge geht es darum, gut zu sich zu schauen und einen liebevollen Umgang mit sich zu pflegen. Und dazu benötigen wir keine besonderen Übungen, sondern die richtige Einstellung uns selbst gegenüber.
Vom Körper bis zum Geist
Die Ursprünge der Selbstfürsorge gehen auf die alten Griechen zurück. Es werden fünf Ebenen unterschieden:
- Körperebene
Auf dieser Ebene ist uns die Selbstfürsorge geläufig. Wie beispielsweise ein entspannendes Schaumbad nach Feierabend, eine Massage, ein Spaziergang uvm. Körperliches Wohlgefühl ist ein Genuss. - Gefühlsebene
Hier geht es in erster Linie darum, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und sich zu fragen «Was tut mir gut? Wie reguliere ich meine Emotionen? Wie fühle ich mich, wenn ich mich ständig vergleiche?»
Übrigens, die Buddhisten sagen: If you go into comparison, you go into suffering. Wenn du anfängst, dich zu vergleichen, fängst du an zu leiden. - Verstandesebene
Auf der Verstandesebene beschäftigen wir uns mit den eigenen verinnerlichten Glaubenssätzen und Umgangsformen. Beispielsweise: „Kann ich mir verzeihen, wenn ich einen Fehler gemacht habe? Erwarte ich von mir Perfektion, oder ist mir klar, dass alle Menschen Schwächen und Unzulänglichkeiten haben – es also okay ist, dies auch für mich zu akzeptieren?“ - Soziale Ebene
Hier lohnt sich die kritische Frage: „Mit wem verbringen ich die häufigste Zeit?“
Wie sieht unser näheres Beziehungsumfeld aus. Tun uns diese Menschen überhaupt gut? Je nach Antwort bedeutet dies, auch mal eine Grenze zu ziehen, wenn es sich um sogenannte «Energieräuber» handelt.
- Geistesebene
Zur Geistesebene gehört die Dankbarkeit. Und um Dankbarkeit zu kultivieren, gibt es eine einfache Gewohnheit. Am Abend schreibe ich drei Dinge, für die ich heute besonders dankbar bin, in mein Dankbarkeitstagebuch.
Selbstfürsorge als innere Haltung
Wenn es uns gelingt, diese fünf Ebenen zu pflegen, steigt unsere Zufriedenheit. Wir fühlen uns gesünder, mitfühlender und erfolgreicher. Wir hören auf, uns selbst zu schaden oder aus lauter Angst vor dem Scheitern, Dinge erst gar nicht auszuprobieren.
Empirische Studien konnten zudem aufzeigen, dass der positive Effekt der Selbstfürsorge über Jahre anhält.
Und zum Schluss noch ein
Freundschaftstipp «To go»
Legen Sie sich die Hand aufs Herz und sprechen Sie folgende Sätze laut aus:
- Ich glaube, dass ich Gutes, Respekt und Liebe verdient habe.
- Ich kann gute Dinge ohne schlechtes Gewissen geniessen.
- Ich kann über mich selbst lachen und nehme mich nicht allzu ernst.
- Ich schliesse Freundschaft mit mir.
Wie fühlt sich das an?
Können Sie sich daran gewöhnen, mit sich selbst befreundet zu sein?
Ihre
Gabriela Heller