Nicht nur unser Führungsstil entscheidet über unseren Erfolg – auch unser persönlicher Sprachstil trägt wesentlich dazu bei. Unsere Sprache kann gewinnend und mitreissend sein, motivierend wirken, Türen und Herzen öffnen – oder das Gegenteil bewirken. Entscheidend ist, wie sich unsere innere Haltung in unserer aktiv gepflegten Sprache widerspiegelt.
Führungspersonen sind besonders gefordert, auf der Klaviatur der Kommunikation und Sprache zu spielen. Die Kommunikation mit Gesprächspartnern auf unterschiedlichen Hierarchiestufen ist ein Balanceakt, der über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann.
Erinnern wir uns an Situationen, in denen wir in euphorischer, hektischer, verärgerter, entnervter Stimmung unsere Meinung kundgetan haben. Dadurch laufen wir Gefahr, andere ungewollt zu verletzen, zu verärgern oder gar zu beleidigen.
Ein unbedachtes oder gar impulsives Wort kann massive Auswirkungen auf die Qualität unserer Beziehungen und auf unsere Erfolge haben.
Im Alltag ist es herausfordernd, kontinuierlich auf die Wortwahl zu achten. Wir neigen dazu, sehr schnell zu bewerten, zu beklagen oder gar zu verurteilen. Es ist anstrengend, Situationen oder Menschen zu skizzieren, ohne sie sofort zu bewerten.
Diese Tendenz liegt in der Evolution begründet: Um zu überleben musste die Menschheit früher sehr schnell gut oder böse, richtig oder falsch, Freund oder Feind erkennen und einordnen.
Man kann nicht nicht kommunizieren
Schon Paul Watzlawick, ein österreichischer Kommunikationswissenschaftler, hat darauf hingewiesen, dass wir in jedem Moment kommunizieren, sowohl verbal als auch nonverbal. Jede menschliche Kommunikation läuft auf zwei Ebenen: Der Inhaltsebene (verbal mit Worten) und der Beziehungsebene (nonverbal durch Körpersprache).
Wir kommunizieren also ständig auf allen Ebenen – daran können wir nichts ändern.
Was und wie wir kommunizieren, darauf können wir hingegen achten. Die folgenden fünf Hinweise tragen zur Verbesserung unseres Sprachstils bei:
1. Ja, aber…
Kommen Ihnen solche Aussagen bekannt vor: «Das hast du gut gemacht, aber….», «Das ist ein guter Vorschlag, aber…», «Das war ein grosser Erfolg, aber…» usw.
Hängen bleibt bei Mitarbeitenden vor allem die Kritik, also der Teil nach dem „Aber“. Dieses kleine Wort zerstört die positiv gemeinte Einleitung und vernichtet das Lob geradezu.
Stellen wir uns also die Frage: Was möchten wir mit unserer Aussage bewirken?
Möchten wir loben, dann wir das «aber» hinfällig.
Möchten wir loben und haben eine zusätzliche Anmerkung? Dann können wir das «Aber» durch ein «Und» ersetzen: «Das hast du sehr gut gemacht und ich möchte dir gerne noch einen Hinweis geben», „Das ist ein guter Vorschlag und ich möchte hinzufügen…“.
2. Verneinungen verhallen
Vielleicht kennen Sie Führungspersonen, die beispielsweise sagen: „Das soll keine Kritik sein…“. Was bei dieser Aussage beim Gegenüber hängen bleibt ist nur das Wort „Kritik“ – und als solche wird die angesprochene Person das weitere Gespräch wahrnehmen. Vielleicht wird sie sich entsprechend verschliessen.
Mit einer positiven Anmoderation kann dies vermieden werden: „Es ist mir wichtig, Ihnen ein Feedback zu geben“ oder „Ich möchte Ihnen eine zusätzliche Anregung geben“.
3. Ehrlich gesagt… echt jetzt?
Als Einleitung einer besonders wichtigen Aussage werden häufig die beiden Worte „ehrlich gesagt…“ verwendet. Als Vertrauensbeweis gemeint, identifiziert unser Unbewusstes jedoch die Floskel als ein Geständnis und lässt die Vermutung zu, dass sonst eher wenig Wert auf Ehrlichkeit gelegt wird. Besser ist es, auf diese Floskel zu verzichten.
4. Wir müssen gar nichts…
Welchen inneren Widerstand Aussagen wie «Sie müssen…» auslösen, haben Sie bestimmt auch schon erlebt. Sämtliche Formen des Verbs „müssen“ kommen in unserem Unbewussten schlecht an. Ein Gefühl von Autonomieverlust entsteht.
Bei «müssen» schwingt Zwang und Druck mit. Aussagen, die wir alle kennen lauten «Wir müssen diese Krise bewältigen, sonst…». Mobilisierender wäre beispielsweise «Wir werden auch diese Situation meistern“ oder „Lasst uns diese Situation kreativ bewältigen“.
Im Grunde genommen müssen wir gar nichts. Wir haben immer eine Wahl – sofern wir bereit sind, die Konsequenzen zu tragen. Gefühle von Selbstbestimmung und Autonomie sind in jedem Fall angenehmer.
5. Wunder-Worte
Wahre Wunder können folgende einfachen Worte in unserer Sprache bewirken:
- Danke
- Bitte
- Gerne
- Entschuldigung
- Sehr gut, prima, toll, richtig, genau
Wenn wir zudem darauf achten,
- häufig zu lächeln
- Negativworte aus dem Wortschatz zu streichen (Problem, Fehler)
- auf Verallgemeinerungen zu verzichten (immer, nie, nur, alles, alle)
- auf Worthülsen zu verzichten (eigentlich, irgendwie, vielleicht, unter Umständen)
- täglich jemandem ein ehrlich gemeintes Kompliment zu machen
- Verständnis für die Mitmenschen zu zeigen
dann sind wir auf dem richtigen Kommunikationsweg.
Den Fokus auf die o.g. Empfehlungen zu legen bedeutet nicht, negative Aspekte zu ignorieren oder die Augen vor Kritik, Sorgen und Nöten zu verschliessen. Vielmehr geht es um das WIE ich etwas sage:
C’est le ton qui fait la musique.
Grundsätzlich darf ich alles sagen, es ist eine Frage der respektvollen Formulierung.
Bereits kleinste positive Signale und eine differenzierte Wortwahl können zu einer besseren Stimmung im Team oder in der Familie beitragen.
Die Arbeit am Sprachstil lohnt sich in mehrfacher Hinsicht
Je mehr wir uns auf unsere Wortwahl achten, desto grösser wird unsere Motivation und Denkleistung. Den Effekt erkennen wir anhand positiver Reaktion unserer Gesprächspartner.
Unsere Wortwahl formt unsere Gedanken und bearbeitet gleichzeitig unsere neuronalen Bahnen – wir trainieren unsere Gehirnleistung.
Die Gedankenwelt wird dadurch stetig geprägt, was sich wiederum positiv auf unsere innere Haltung auswirkt – und diese zeigt sich in unserer Kommunikation.
Disziplin, die sich lohnt
Da wir Menschen Gewohnheitstiere sind und schon längere Zeit mit unserem Sprachstil leben, benötigt es den Willen und die Disziplin, daran zu arbeiten.
Kommunikation ist eine der wichtigsten sozialen Fähigkeiten, die uns im Alltag rund um die Uhr begleitet. Die heutige Art der Kommunikation erschwert es uns, eine differenzierte Ausdrucksweise für wichtige Situationen zu finden.
Die knappe Kommunikation in Emails, SMS und sozialen Medien gepaart mit Abkürzungen, Anglizismen und Fachjargon verkörpert zwar einen lässigen, angesagten Sprachstil – er birgt aber gleichzeitig die Gefahr, undifferenziert, oberflächlich und stillos zu sprechen. Er lässt die Grammatik und Ausdrucksweise verkümmern.
Tragen wir Sorge zu unserem sprachlichen Geschick – unser persönlicher Sprachstil trägt wesentlich zu unserem Erfolg bei. Und denken Sie daran:
Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.
Samuel Johnson
Herzlich,
Ihre
Gabriela Heller