Meditation wird als Methode gegen Hektik und Alltagsstress erfreulicherweise immer populärer. Doch Meditation ist mehr als kurzfristige Entspannung. Meditation ist eine Art Training für unser Gehirn mit positiven, nachhaltigen Effekten.
Meditation beansprucht unseren Geist
Während der Meditation sind Körper und Geist wach und klar.
Im meditativen Zustand geht es um die Fähigkeit, den Geist willentlich zu lenken ohne ständig von äusseren Reizen oder inneren Impulsen abgelenkt zu werden – also vollständig und aufmerksam im «Hier und Jetzt» zu sein, sich selber Zeit zu schenken, bei sich zu sein, ohne Aufgaben und Leistungsdruck. Die Gedanken werden zur Ruhe gebracht.
Qualitäten unseres Geistes
Aus yogisch-ayurvedisch-psychologischer Sicht können folgende 3 Qualitäten unseres Geistes unterschieden werden:
sattva
Achtsamkeit, geistige Klarheit, Wachheit des Geistes, Ausgeglichenheit, Beurteilungsfähigkeit
rajas
Aktivität, Zielorientierung, Engagement, Leidenschaft, Hektik, Multitasking
tamas
Trägheit, Dunkelheit, Vernebelung, Faulheit, Undifferenziertheit, Blockade
In unserem hektischen Alltag oszillieren wir meistens zwischen rajas und tamas.
Zur Veranschaulichung lade ich Sie ein, einen Ihrer gewohnten Tagesabläufe vor Augen zu führen.
Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass Sie hauptsächlich eilig, aktiv und engagiert unterwegs sind und mehrere Dinge gleichzeitig erledigen (rajas). Am Ende des Tages fühlen Sie sich entsprechend erschöpft, müde und träge (tamas).
Nun gibt es zwei Varianten den Tag zu beenden: Entweder geben Sie der Müdigkeit nach und gönnen sich, worauf auch immer Sie unmittelbar Lust haben (TV, Alkohol, Essen etc.), dann bleiben Sie im tamas – oder Sie verspüren den Drang nach intensiver sportlicher Betätigung (Leistung), dann sind Sie erneut im rajas.
Bewegen wir uns ständig in diesen beiden Geisteszuständen, kann dies zu Energiemangel und im Extremfall zu Burnout führen. Die Regenerationsfähigkeit kann verloren gehen.
Gute Entscheidungen, wichtige Erkenntnisse und kreative Leistungen können aber nur aus einem sattvigen Zustand heraus entstehen.
Wäre es deshalb nicht wünschenswert, täglich einige Momente in diesem Geisteszustand zu sein?
Meditation führt uns in diese sattvige Qualität. Wir sind wach, nach innen gerichtet, ruhig und klar. Also der ideale Zustand, um überlegte Entscheidungen zu treffen, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen oder neue Ideen zu kreieren.
Mit ein wenig Übung können wir diesen Zustand auch in Form von Achtsamkeit in unseren Alltag hineintragen und integrieren.
Wichtig zu erwähnen ist, dass jede der beschriebenen Qualitäten durchaus ihre Berechtigung hat! Wünschenswert ist jedoch ein geistiger Wechsel in allen 3 Qualitäten.
Meditation aus wissenschaftlicher Sicht
Aus der Hirnforschung ist bekannt: Meditation fördert die Selbstregulation des Gehirns.
Die beiden Hirnforscher, Dr. Stefan Dürschmid und Dr. Matthias Deliano vom Leibniz-Institut für Neurobiologie, beschreiben Meditation als eine Art Dialog zwischen Geist, Körper und Umwelt.
Milliarden von Neuronen sorgen dafür, dass wichtige Informationen verarbeitet und unwichtige ignoriert werden. Meditation hilft dabei, mehr Kontrolle über die innere Aufmerksamkeit zu erlangen und dadurch die Informationsverarbeitung zu verbessern.
Dies hat ein Forschungsteam um Dürschmid und Deliano in ihrer Studie belegt.
Zu diesem Zweck wurde eine Gruppe von Probanden, die Aufmerksamkeits-Meditation praktizierten, untersucht. In den elektrophysiologischen Wellen des Gehirns wurde nach Spuren der Meditation gesucht und entdeckt, dass bereits während der ersten Meditationsübung der Grundstein für eine lokale funktionelle Veränderung des Gehirns gelegt wurde. Damit lässt sich die verbesserte Informationsverarbeitung erklären.
Fazit
Meditation ist demzufolge mehr als nur Entspannung! Mit zunehmender Übung führt Meditation zu mehr Gelassenheit und innerem Frieden. Sie ermöglicht den Zugang zu einer positiven Lebenseinstellung, zu mehr Lebensfreude, zu Kreativität und erhöhter Konzentrationsfähigkeit.
Mit den Worten von Jon Kabat-Zinn wünsche ich Ihnen viele bewusste, klare Meditations-Momente:
In der Meditation geht es ganz einfach darum, man selbst zu sein und sich allmählich darüber klarzuwerden, wer das ist.
Ihre
Gabriela Heller