Wie eine Raupe, so durchlaufen auch wir einen mehrstufigen Entwicklungsprozess. Dabei geht es nicht darum als Raupe immer schneller, grösser oder glitzernder zu werden. Vielmehr geht es darum, als Schmetterling zu enden.
Auch ich möchte quasi zum Schmetterling werden und mein Selbst kontinuierlich entwickeln, innerlich wachsen. Darunter verstehe ich:
Das eigene Selbstverständnis immer wieder hinterfragen. – Mein persönliches Warum herauskristallisieren. – Immer wieder andere Perspektiven einnehmen. – Offen und neugierig bleiben. – Näher zu meiner Mitte kommen. – Achtsamer durch den Alltag gehen. – Neues dazulernen.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich?
Zu dieser Thematik besuchte ich kürzlich ein bereicherndes Tagesseminar mit Dieter Lange in Köln. Er ist Erfolgscoach, Führungskräfte-Trainer, Autor und bekannter Keynote-Speaker. Für mich eine belesene, authentische, inspirierende und überzeugende Persönlichkeit. Ohne Inszenierungen, Firlefanz und Halligalli zog er mit seiner schonungslos offenen, zum Nachdenken einladenden und in sich ruhenden Haltung alle Teilnehmenden den ganzen Tag über in den Bann. Ein tolles Erlebnis.
Einen kleinen Ausschnitt davon in Form von 5 Erkenntnissen teile ich gerne mit Ihnen. Ich hoffe, dass sie auch Ihnen als Unternehmende und Führungspersonen Impulse geben werden.
1) GLÜCKSFORMEL
Das Streben nach Glück ist so alt wie die Menschheit. Doch gibt es eine wirkungsvolle Glücksformel oder gar ein Rezept zum Glücklichsein?
Dieter Lange erläutert, dass er auf seiner 2jährigen Weltreise und seinen Studien bei den Weisen dieser Welt immer die gleiche Antwort auf seine Frage nach der Definition von Glück erhalten habe:
Glück ist Akzeptanz für das, was ist.
Akzeptanz bedeutet ERKENNEN was ist im Leben – möglichst neutral, ohne positive oder negative Wertung. Oder anders ausgedrückt: Das Leben genauso nehmen, wie es ist.
Selbstverständlich tragen wir für die uns widerfahrenden Ereignisse nicht die Verantwortung. Für den Umgang mit ihnen sind wir jedoch sehr wohl verantwortlich. Und dies wiederum hat mit unserer persönlichen Einstellung und Haltung zu tun. Dazu später mehr.
2) BUCHTITEL DES EIGENEN LEBENS
Motive sind Beweggründe. Häufig sind wir Menschen uns nicht darüber im Klaren, was wir eigentlich wollen. Es gelingt uns zwar sehr gut, Ziele zu formulieren – hingegen bleibt das übergeordnete WARUM des eigenen Lebens oft unklar.
Dieter Lange stellt die entscheidende Frage: Wie würde der Buchtitel deines Lebens lauten? Eine nicht leicht zu beantwortende Frage, die viel Zeit und Reflexion benötigt! Denn der übergeordnete Titel hat nichts mit den Zielen zu tun – Ziele sind sozusagen die einzelnen Kapitel im Buch des Lebens.
Überträgt man dies auf die Verantwortlichkeiten respektive Sinngebung eines Unternehmens, kann man folgende Unterscheidungen machen:
Manager sind verantwortlich für das WIE: Wie setzen wir eine Aufgabe um?
Leader sind verantwortlich für das WAS: Was ist unsere Strategie und Koordination?
Eigentümer sind verantwortlich für das WARUM: Warum tun wir das, was wir tun?
Gerade in der heutigen Zeit des Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, sich als Eigentümer und Unternehmer die Warum-Frage zu beantworten.
Welchen Sinn biete ich meinen Mitarbeitenden? Denn: Wer Leistung will, muss Sinn bieten! Und das schöne Resultat davon: Wer die Herzen der Menschen gewonnen hat, braucht sich um die Köpfe nicht zu kümmern.
Oder wie es bereits Antoine de Saint-Exupéry formuliert hat:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
3) EINE FRAGE DER EINSTELLUNG
Unser ganzes Leben wird durch unsere Einstellung beeinflusst!
Werden wir uns bewusst: Es gibt keine Verhaltensänderung ohne Einstellungsänderung! Wir können noch so viele Verhaltenstrainings absolvieren, wenn wir dies mit der falschen Einstellung tun, bewirkt es leider wenig.
Jeder Mensch kann seine Wahrnehmung und seine Einstellung verändern – sofern er denn will.
Die Einstellung, mit der wir durchs Leben gehen, ist entscheidend. Sie ist sozusagen der Ausgangspunkt oder die Quelle unserer Persönlichkeit. Denn unsere Einstellung bestimmt
→ unsere Wahrnehmung,
→ unsere Werte,
→ unsere Gedanken,
→ unsere Worte,
→ unsere Gewohnheiten,
→ unseren Charakter,
→ unsere Persönlichkeit,
→ unsere Identität und damit auch
→ unser Schicksal
Es geht nicht darum, ständig neue Länder zu bereisen, sondern die Welt mit anderen Augen zu sehen. (Marc Aurel)
4) LEADERSHIP IST KUNST + QUALITÄT
Wie wir alle wissen, wird der Wert einer Immobilie durch ihre Lage bestimmt. Der dazugehörige Slogan lautet: LAGE, LAGE, LAGE!
Genauso verhält es sich mit dem Wert einer Führungsperson. Sie überzeugt durch ihre PERSÖNLICHKEIT, PERSÖNLICHKEIT, PERSÖNLICHKEIT!
Dazu gehören gemäss Lange mindestens folgende 5 Charaktermerkmale:
1. Authentizität: Das Fühlen, Denken und Tun stimmen überein.
2. Präsenz: Wirkung, Ausstrahlung und Charisma ziehen in den Bann.
3. Gravitas: Verwurzelung, Würde und Ernsthaftigkeit sind spürbar.
4. Follow-me-Aura: Begeisterungsfähigkeit durch Ideen.
5. Humor: Dank innerer Distanz zu sich auch mal über sich selbst lachen können.
Als Leader lohnt es sich, bei sich selber genau und kritisch hinzuschauen. Über welche dieser 5 Charaktermerkmale verfüge ich bereits? In welchen Bereichen möchte ich mich als Persönlichkeit noch weiter entfalten?
5) BERG- UND TALFAHRT DES LEBENS
Nochmals zurück zur Glücksformel. Akzeptieren bedeutet weiter zu erkennen, dass es im Leben sowohl Sonnen- als auch Schattenseiten geben wird. Wenn es einmal gut läuft, wird es ganz sicher auch wieder bergab gehen. Und umgekehrt.
Gemäss Polaritätsprinzip ist nichts ohne sein Gegenteil wahr! Dazu einige Beispiele:
Oben – Unten
Tag – Nacht
Einatmen – Ausatmen
Macht – Ohnmacht
Erfolg – Niederlage
Betrachten wir Erfolg und Niederlage in diesem Zusammenhang, so sind sie gleichwertig. Ohne das eine existiert das andere nicht. Beide Pole haben eine gemeinsame Daseinsberechtigung.
Beide Extrem-Punkte (Gipfel des Erfolgs und Tal der Tränen/Katastrophe) können als UMKEHRPUNKTE bezeichnet werden.
Steht man auf dem Gipfel (z.B. Höhepunkt einer Sportlerkarriere), folgt zwangsläufig die Frage „…und jetzt, war das alles?“ Eine Leere kann sich einstellen. Befindet man sich im Tal der Tränen (Tiefpunkt Jobverlust oder Krankheit), fragt man sich vielleicht „…wie soll es jetzt nur weitergehen?“ Doch eins steht fest, die Welt wird sich weiter drehen und es wird wieder aufwärts gehen.
Zudem gibt es in jeder Extrem-Situation sowohl eine positive als auch eine negative Seite. Die Herausforderung besteht darin, beide Seiten zu erkennen.
Dieses Gesetz der Polaritäten können wir nicht ändern.
Indem wir jedoch lernen, die jeweiligen Pole als zusammen gehörend zu akzeptieren (jede Medaille hat zwei Seiten!), wird es uns besser gehen. Wenn es uns zudem gelingt, vermehrt loszulassen und wir nicht ständig das Gefühl haben alles und jedes kontrollieren zu müssen, kann sich ein befreiendes Gefühl einstellen.
Dies jedoch, ist eine anspruchsvolle Lebensaufgabe!
Mein Ziel war es, Ihnen das GEwusste wieder BEwusst zu machen. In diesem Sinne
Inspirierende Grüsse,
Ihre
Gabriela Heller