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Selbstwertgefühl

13. Januar 2019

Von innen stark

Erinnern Sie sich an den Song „Stark“ von Ich + Ich? In einem Textabschnitt heisst es: „…Ich zieh nächtelang durch Bars. Immer der, der am lautesten lacht. Niemand sieht mir an, wie verwirrt ich wirklich bin. Ist alles nur Fassade. Schau mal genauer hin. Und du glaubst ich bin stark…“

Nach aussen selbstsicher wirken, es aber in Wahrheit nicht sein, darum geht es in diesem Song.

Eine Scheinwelt aufrechtzuerhalten, um die ständigen Selbstzweifel zu verdrängen, kann auf Dauer sehr anstrengend sein und kostet enorm viel Kraft und Energie. Auch Anerkennung und Wertschätzung von aussen bewirken wenig, wenn diese nicht mit dem selbstempfundenen (geringen) Wert übereinstimmen: Kein Urteil ist wichtiger als das über mich selbst!

Ralph Waldo Emerson (Philosoph) drückte es wie folgt aus: „Nichts kann dir Frieden bringen ausser dir selbst.“

Das für unser aller Leben zentrale Thema Selbstwertgefühl begegnet mir häufig in meinen Einzelcoachings. Deshalb möchte ich diese Thematik hier etwas ausführlicher aufgreifen.

Wir leben heute in einer Zeit, welche geprägt ist von rasanten Veränderungen, sich überschlagenden wissenschaftlichen und technologischen Durchbrüchen sowie einem hohen Wettbewerbsniveau.

In sämtlichen Lebensbereichen haben wir unbegrenzte Wahlmöglichkeiten. Diese Vielfalt stellt uns vor neue Entscheidungsmöglichkeiten, ganz im Sinne von ‚wer die Wahl hat, hat die Qual‘. Dies kann zu Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit führen.

Die Stabilität, die früher automatisch durch Familie, Religion, Beruf und Freundschaft gegeben wurde, fehlt heute grösstenteils. Deshalb ist es im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig, dass es uns gelingt, diese Stabilität in uns selbst zu schaffen.

Selbstbewusstsein – Selbstvertrauen – Selbstwertgefühl?
Ein Differenzierungsversuch

Selbstbewusstsein: Bewusstsein über sich selbst als denkendes Wesen. Durch Reflektion meines Lebens, meiner Stärken und Schwächen, meiner Lebensbedingungen, meiner Geschichte, meiner Gegenwart und Zukunft mache ich mir diese Bereiche immer bewusster.

Selbstvertrauen: Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten und Kompetenzen. Selbstvertrauen kann in einem bestimmten Kontext vorhanden sein (z.B. Schüler mit guten Noten) und in einem anderen nicht (z.B. unbegabter Sportler). Selbstvertrauen ist Teil des Selbstwertgefühls.

Selbstwertgefühl: Den Wert, den ich mir selbst gebe. Ich erachte mich als wertvoll. Das heisst, ich vertraue auf die Funktionsfähigkeit meines Verstandes, meine Fähigkeit zu denken, zu verstehen, zu lernen, zu wählen und Entscheidungen zu treffen (Selbstwirksamkeit). Ich weiss aus mir heraus, dass ich Anspruch auf Glück und Erfüllung habe und erlaube mir, meine Erfolge zu geniessen (Selbstachtung).

Woran ist ein hohes Selbstwertgefühl zu erkennen?

Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl haben eine hohe Lebenszufriedenheit, eine gute Gesundheit, eine höhere Resilienz, mehr Flexibilität und eine schnellere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen. Sie zeigen eine hohe Bereitschaft, Fehler zuzugeben und diese zu korrigieren. Sie akzeptieren sich so, wie Sie sind, ohne dies von positivem Feedback oder persönlichen Erfolgen abhängig zu machen. Andere Menschen werden nicht als Bedrohung gesehen, entsprechend sind Respekt, Wohlwollen und Fairness im Umgang vorherrschend und selbstverständlich.

Woran ist ein geringes Selbstwertgefühl zu erkennen?

Das ständige Gefühl von Unzulänglichkeit und nicht gut genug zu sein, begleitet Menschen mit einem geringen Selbstwert. Sie fühlen sich minderwertig. Misserfolge entmutigen sie sehr schnell, sodass sie sofort resignieren. Sie sind von der Anerkennung anderer abhängig und fürchten sich vor Ablehnung und Kritik. In der Folge reagieren sie starrer und unflexibler. Neues löst grundsätzlich Angst aus, deshalb verhalten sie sich in vielerlei Hinsicht abwehrend. Dadurch bleiben Erfolgserlebnisse grösstenteils aus.

Wodurch wird das Selbstwertgefühl geprägt?

Prägend sind vor allem die Ursprungsfamilie und das Umfeld, in dem jemand aufwächst. Wurde ein Kind als Person gesehen und geachtet? War der Umgang von Liebe, Respekt und klaren Regeln geprägt? Oder waren ständige Verurteilungen, Demütigungen und Manipulation vorherrschend?

Immunsystem des Bewusstseins

Wir alle wissen, dass ein starkes und intaktes Immunsystem unabdingbar für unsere Gesundheit ist. Das bedeutet aber nicht, dass wir nie krank werden. Wir sind jedoch weniger anfällig für Krankheiten und im Ernstfall können wir sie besser überstehen.

In diesem Sinne bezeichnet Nathaniel Brandon (Psychotherapeut und Autor) ein positives Selbstwertgefühl als das Immunsystem des Bewusstseins, welches uns Widerstandsfähigkeit, Kraft und die Fähigkeit gibt, uns (auch von Ängsten und Depressionen) immer wieder zu erholen.

Wie bauen wir unsere innere Stabilität auf oder aus?

Nathaniel Brandon hat dazu die 6 Säulen des Selbstwertgefühls entwickelt, die uns schrittweise erlauben, unser Selbstwertgefühl zu trainieren.

Haben Sie Lust, mehr darüber zu erfahren? Dann lade ich Sie ein, meine kommenden Blogs zu lesen. Ich werde die wesentlichen Punkte der sechs Säulen ausführen:

1. Säule: Bewusst leben
2. Säule: Sich selbst annehmen
3. Säule: Eigenverantwortlich leben
4. Säule: Selbstbehauptung
5. Säule: Zielgerichtet leben
6. Säule: Persönliche Integrität

In diesem Sinne: Bleiben Sie neugierig!

Ihre
Gabriela Heller