In meinen Trainings zum Thema Mitarbeiterführung werde ich von den Teilnehmenden immer wieder gefragt, was denn überhaupt gute Führung ist. Eine Checkliste, Tricks und sogenannte Erfolgsrezepte wären jeweils sehr willkommen. Aber gibt es die?
So verständlich das Bedürfnis nach schnellen, einfachen Lösungen und erprobten Erfolgsrezepten auch ist, doch leider gibt es keine allgemeingültige Checkliste. Zu komplex sind die verschiedenen Unternehmen, Teams und (Führungs-)Personen.
Kürzlich stiess ich im Internet auf einen weiteren Fachartikel, in dem viele Eigenschaften aufgelistet wurden, über welche eine gute Führungsperson verfügen sollte: Kann zuhören, motivieren, begeistern, entwickeln, hat Humor, schätzt Menschen, ist Vorbild, hat Werte und Ziele, setzt die richtigen Prioritäten, entwickelt und fördert. Spontan erinnerte mich diese Aufzählung an die „Eier-legende-Woll-Milch-Sau“, die in der Realität selten anzutreffen ist.
Selbstverständlich belegen zahlreiche Studien, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften – wie oben erwähnt – eine erfolgreiche, kooperative Führung unterstützen. Es ist auch hilfreich, sich mit diesen Erfolg versprechenden Eigenschaften auseinanderzusetzen. Tatsache jedoch bleibt, dass jede Führungsperson die für sie persönlich stimmige, authentische Führungsrolle finden muss. Und zielgerichtete Führung beginnt immer bei sich selbst! Denn wer sich für das Empowerment (Selbstverantwortung fördern) seiner Mitarbeitenden einsetzt, muss sich zuerst der Thematik Selbstführung stellen. Die folgenden 4 Schritte können Sie auf Ihrem persönlichen Weg der Selbstführung unterstützen:
Schritt 1: Meine persönliche Gebrauchsanweisung
Was ist im Umgang mit mir zu beachten? Wertvoll ist das Erkennen der eigenen Grundmotive, um authentischer zu sein und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen:
– Was mag ich – und was nicht?
– Was ärgert mich? Wann gehe ich in die Luft?
– Was schätze ich an anderen Menschen?
– Wie gewinnt man meine Aufmerksamkeit?
– Wodurch lasse ich mich verführen?
Schritt 2: Persönliche Werte erforschen
Was gibt meinem Leben Sinn? Was ist mir am wichtigsten?
Erstellen Sie eine Liste mit den für Sie wesentlichsten Werten (ca. 10). Markieren Sie drei davon, die Ihnen am wichtigsten sind und notieren Sie, woran diese Werte in Ihrem Verhalten ersichtlich sind. Gibt es allenfalls Wertekonflikte? Was wäre, wenn Sie diesen drei zentralen Werten mehr Raum geben würden?
Schritt 3: Die innere Haltung erkennen
Ob wir es wollen oder nicht, unsere Haltung drückt sich in unserem Verhalten gegenüber anderen aus. Überlegen Sie sich: Mit welcher Grundhaltung gehe ich auf meine Mitarbeitenden zu? Was halte ich von ihnen? Welche Prinzipien gelten für mich als Führungsperson? Wofür stehe ich?
Schritt 4: Persönliche Antreiber aufdecken
Diese oft tief verankerten Glaubenssätze beeinflussen unser Denken und Handeln. Teilweise setzen sie unserer Entwicklung unnötige Grenzen. „Sei stark!“, „Sei perfekt!“, „Streng dich an!“, „Sei brav!“, „Sei hilfsbereit!“. An sich selbst gerichtete Kommandos prägen den eigenen Führungsstil oft ungünstig. Sich diesen Antreibern bewusst zu werden, ist die Voraussetzung für eine gelungene Veränderung.
Schon viele Führungspersonen, die sich nicht alleine auf diesen Reflexionsprozess einlassen wollten, durfte ich im Rahmen eines Einzelcoachings erfolgreich begleiten. Gemeinsam haben wir die persönliche Führungsrolle analysiert, geschärft und Massnahmen für den Arbeitsalltag abgeleitet.
Aufgrund der positiven Erfahrungen bin ich der Überzeugung, dass dieser intensive Prozess sich lohnt und eine wertvolle Grundlage für den Schritt Richtung gute, authentische Führung mit positiver Auswirkung ist.