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Persönliche Lebensbalance

5. Juni 2018

Oft stolpere ich über den zum Modewort verkommenen Begriff „Work Life Balance“. Was will uns dieser Begriff suggerieren? Etwa, dass unser Leben in zwei Teile gegliedert werden kann, nämlich in den Teil „Arbeit“ und in den Teil „Leben ausserhalb der Arbeit“? Reicht das? Ist unser Leben denn nicht viel komplexer?

Aus meiner Sicht lassen sich unsere diversen Lebensbereiche nicht vollständig voneinander abgrenzen. Vielmehr beeinflussen sie sich gegenseitig und befinden sich in einem Wechselspiel.

Wir alle ziehen tagtäglich verschiedene „Hüte“ an – will heissen, dass wir verschiedene Rollen wahrnehmen: Führungsperson, Vater, Mutter, Arbeitskollegin, Vereinskollege, Freundin etc. Ist es nicht zielführender, das Leben ganzheitlicher zu betrachten? Ist es nicht erstrebenswert, eine gelungene Balance aller einem wichtigen Lebensbereiche zu erreichen respektive zu halten? Deshalb spreche ich gerne von der persönlichen Lebensbalance. Sie bezeichnet das ausgewogene Zusammenspiel und die wechselseitige Beziehung unserer als wichtig definierten Lebensbereiche.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Es wäre illusorisch zu glauben, dass eine ausgewogene Balance in jeder Lebenslage gelingen könnte. Wir alle kennen belastende Phasen. Situationen, in denen das Leben einem alles abverlangt – sei es beruflich (Beförderung, Jobverlust, herausfordernde Projekte usw.) oder privat (Krankheit, Trennung, Pflege von Angehörigen usw.). Wenn man jedoch Licht am Horizont erkennt und weiss, dass es sich um eine zeitlich absehbare Angelegenheit handelt, lässt sich eine solch herausfordernde Phase etwas zuversichtlicher bewältigen.

Vier Speichen des Lebensrads

Zur Selbstreflektion dieser Thematik lade ich in meinen Coachings oder Trainings die Teilnehmenden dazu ein, sich über die persönliche Zufriedenheit in den folgenden Bereichen Gedanken zu machen:

  1. Mentaler Bereich (Beruf, Sinn des eigenen Tuns, geistige Herausforderung, Selbstverwirklichung)
  2. Emotionaler Bereich (Familie, Partnerschaft, Freunde, soziale Kontakte)
  3. Physischer Bereich (Gesundheit, Fitness, Entspannung, Ernährung)
  4. Materieller Bereich (Freizeit, Hobbies, Konsumverhalten, Wohltätigkeit)


Stellen Sie sich diese vier Bereiche als Speichen Ihres persönlichen Lebensrads vor. Stellen Sie sich die Frage: Läuft mein Lebensrad rund und flüssig? Oder hat mein Rad allenfalls eine „Acht“ und lässt sich nur holprig fahren? Das könnte beispielsweise bedeuten, dass einer der Bereiche über- oder unterbetont wird.

Oftmals dient diese Übung dazu, zu erkennen, wo allenfalls Handlungsbedarf besteht und wie eine Veränderung in Gang gesetzt werden kann. Ein ausgewogenes Verhältnis in allen Bereichen kann zu langfristigem Erfolg und Lebensglück beitragen. Dieses Verhältnis ist jedoch nicht mit Zeiteinheiten gegeneinander abzuwägen – vielmehr geht es dabei um das individuelle Zufriedenheitsempfinden in dem jeweiligen Bereich und die Frage: Nehme ich mir genügend Zeit für die mir wichtigen Dinge und Personen in meinem Leben?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein ausbalanciertes Lebensrad, welches auch in holprigem Gelände und unter stürmischen Wetterbedingungen stabil und fahrbar bleibt.

Herzlich,

Ihre
Gabriela Heller